15.08.2022 - Ab 1. Oktober/Gasumlage beträgt 2,4 Cent pro Kilowattstunde

Die Umlage für Gaskunden in Deutschland ab Oktober wird 2,419 Cent betragen. Das teilte das Unternehmen Trading Hub Europe (THE) mit, der Zusammenschluss der Gasnetzbetreiber. Auf einen Familienhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden kommen damit nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 Mehrkosten in Höhe von 576 Euro zu - ohne Mehrwertsteuer 484 Euro. Die Gasumlage soll Unternehmen entlasten, die wegen der gedrosselten Lieferungen aus Russland anderswo für viel Geld Gas einkaufen müssen, um ihre Verträge zu erfüllen. Ihre Mehrkosten dürfen sie aktuell nicht weiterreichen, die Umlage soll diese Kosten ab Oktober zu 90 Prozent ausgleichen. Damit sollen Firmenpleiten und letztlich Lieferausfälle verhindert werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte erneut, die Umlage sei "bei weitem kein einfacher Schritt". Sie sei aber notwendig, um die Wärme- und Energieversorgung in den privaten Haushalten und der Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Sonst wäre die Versorgungssicherheit gefährdet.Habeck versicherte: "Die Umlage muss und wird von einem weiteren Entlastungspaket begleitet werden." Die Energiepreise seien durch den russischen Angriffskrieg insgesamt enorm gestiegen. Gerade für diejenigen, die nicht viel haben, sei das eine hohe Belastung, die nicht oder nur schwer zu tragen sei. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte, wenn die Umlage am 1. Oktober fällig werde, dann würden auch weitere Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger "bereit sein".

 

Der Wirtschaftsminister bekräftigte zudem, dass der Staat keine Mehrwertsteuer auf die Umlage erheben will. "Wir werden einen Weg finden, um sicherzustellen, dass es da nicht noch zu einer zusätzlichen Belastung kommt", erklärte er am Montag. Am Sonntag hatte bereits Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mitgeteilt, er habe bei der EU-Kommission um Zustimmung dafür gebeten, auf die staatliche Umlage keine Mehrwertsteuer zu erheben. Er bemühe sich "nach Kräften", eine Mehrwertsteuererhebung abzuwenden, sagte Lindner im ZDF.Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung warnte, die Einführung der Gasumlage könnte die Inflationsrate "noch einmal sprunghaft" erhöhen. "Die Umlage von 2,419 Cent würde rechnerisch die Inflationsrate um 1,0 Prozentpunkte erhöhen, wenn auf die Umlage auch Mehrwertsteuer erhoben wird", erklärte der wissenschaftliche Direktor Sebastian Dullien. "Gelingt der Bundesregierung eine Lösung, bei der die Mehrwertsteuer entfällt, wäre der Inflationseffekt noch 0,8 Prozentpunkte."

 

Der Verein der bayerischen Wirtschaft (VBW) erklärte, die Umlage bedrohe viele Unternehmen. Angesichts des Preisniveaus seien Produktionsstopps mit entsprechenden Folgeeffekten für andere Unternehmen oder Industriezweige sowie die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland zu befürchten. Er forderte "dringende Entlastungsmaßnahmen für die Wirtschaft". Dazu gehörten das vorübergehende Aussetzen oder zumindest deutliche Absenken der Energiesteuer für alle fossilen Energieträger. Zudem brauche es beim nationalen Emissionshandelssystem dringend ein Moratorium.

 

MBI/AFP/DJN/gil/15.8.2022

 

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