13.03.2025 - Hoffen auf "rationalen Dialog"/Kanadische Algoma Steel warnt vor Auswirkungen der Stahlzölle

Die in dieser Woche von der US-Regierung eingeführten Stahlimportzölle von 25 Prozent haben laut Michael Garcia, CEO der kanadischen Algoma Steel Group, die Stahlpreise in weiten Teilen der Branche unter die Produktionskosten gedrückt. Zudem erhöhe sich mit den Zöllen die allgemeine makroökonomische Unsicherheit. Algoma Steel erwarte, dass die Zölle ihre Finanzen und ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtigen werden, es sei allerdings noch zu früh ist, um das volle Ausmaß der Auswirkungen abzuschätzen. "Wir sind jedoch weiterhin zuversichtlich, dass die kanadische Regierung und die Provinzregierung schnell und angemessen reagieren werden, um die Industrie zu unterstützen", sagte der CEO des integrierten Primärstahlproduzenten mit Sitz am St. Marys River in Sault Ste. Marie, Ontario. "Angesichts der eng verflochtenen nordamerikanischen Lieferkette sind wir davon überzeugt, dass sich zwischen diesen engen Verbündeten ein rationaler Dialog durchsetzen wird, der den normalen Stahlhandel wiederherstellt", erklärte Garcia angesichts der US-Zölle.Der kanadische Hersteller von warm- und kaltgewalzten Stahlerzeugnissen prüfe derzeit die Auswirkungen der Zölle. Führungskräfte haben davor gewarnt, dass die Zölle auf Stahl und Aluminium zu weit verbreiteten Entlassungen sowie zu höheren Preisen für Waren wie Autos führen könnten, die in hohem Maße auf diese Metalle angewiesen sind. Stahl macht etwa die Hälfte des Gewichts eines Fahrzeugs aus, Aluminium etwa 13 Prozent.Führungskräfte der Autobranche und Analysten halten Stahlzölle für leichter zu handhaben als Aluminiumzölle, weil die Unternehmen den Angaben zufolge den Großteil ihres Stahls von US-Zulieferern beziehen und auch mehr inländische Optionen haben. Ford etwa hat erklärt, 90 Prozent des Stahls aus den USA zu beziehen. Der Autoexperte Bertrand Rakoto von der Beratungsfirma Ducker Carlisle wies darauf hin, dass viele Autohersteller Festpreisverträge für Metalle abgeschlossen haben, so dass sich die Folgen der Importzölle auf die Autopreise wahrscheinlich mit einigen Monaten Verzögerung zeigen werden, weil Zulieferer und Autohersteller zunächst aushandeln müssten, wer die zusätzlichen Kosten übernimmt. "Am Ende wird aber der Verbraucher zahlen", sagt auch Rakoto.Die Autoindustrie wurde mit Preisschocks schon 2018 konfrontiert, als Trump erstmals Importzölle auf Metalle verhängte. Der US-Kassamarktpreis für Stahlblech erreichte innerhalb weniger Monate nach Inkrafttreten der Zölle ein Jahrzehntehoch. General Motors sagte damals, die zusätzlichen Kosten seien der Hauptgrund für die gestiegene Rohstoffkosten, die den Konzern unter dem Strich rund 1 Milliarde Dollar Gewinn kosteten. Ford meldete aus diesem Grund einen vergleichbaren Rückgang der Marge. Die hohen Preise waren allerdings nicht von Dauer. Die Panikkäufe, die im Vorfeld der Zölle einsetzten, führten dazu, dass viele Käufer zu viel Stahl kauften, was zu einer schwachen Nachfrage, sinkenden Preisen und der Stilllegung von Stahlproduktion im folgenden Jahr führte.Während die Stahlzölle von 2018 US-Stahlunternehmen aber dazu veranlassten, Geld für neue Anlagen auszugeben, so dass der US-Stahlmarkt mehrere Millionen Tonnen zusätzliche jährliche Produktionskapazität bekam, schrumpfte die Aluminiumproduktion in den USA nach Einführung der Zölle seinerzeit. Steigende Stromkosten trugen dazu bei, dass die Zahl der in Betrieb befindlichen US-Aluminiumschmelzen in den vergangenen fünf Jahren von sieben auf vier gesunken ist.

 

Die kanadische Algoma Steel macht unterdessen nach Angaben ihres CEOs Fortschritte bei ihrem Elektrolichtbogenofen-Projekt (EAF). Die EAF-Stahlerzeugung nutzt Elektrizität, um Schrott zu recyceln, was zu weniger Emissionen und einer geringeren Umweltbelastung führt als die traditionelle Hochofen-Stahlerzeugung, bei der Eisenerz mit Koks in einem Hochtemperaturofen geschmolzen wird. Die Umstellung auf EAF-Stahlerzeugung soll die Kostenstruktur des Unternehmens stärken und seine Fähigkeit verbessern, langfristig mit Marktunsicherheiten umzugehen, sagte Garcia. Die erste Produktion werde für den nächsten Monat erwartet. "Wir sind weiterhin entschlossen, zum Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beizutragen und Kanada bei der Erfüllung seiner Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Abkommens sowie bei der Dekarbonisierung unseres Betriebs zu unterstützen. Dies wird unsere Kunden bei ihren eigenen Nachhaltigkeits- und Klimazielen unterstützen", so der CEO auf der Unternehmens-Website.Im vierten Quartal 2024 verzeichnete Allgoma allerdings einen Verlust von 66,5 Millionen kanadischen Dollar (46,3 Millionen US-Dollar), verglichen mit einem Verlust von 84,8 Millionen kanadischen Dollar im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Der Umsatz sank um 4,1 Prozent auf 590,3 Millionen kanadische Dollar. Die Stahllieferungen stiegen im vierten Quartal auf 548.802 Tonnen von 516.068 Tonnen im Vorjahreszeitraum.MBI/DJN/gil/13.3.2025

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