22.04.2025 - Sorge um Fed-Unabhängigkeit/Gold erstmals über 3.500 US-Dollar
Wachsende Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank und die globalen Wirtschaftsaussichten haben den Goldpreis am Dienstag erstmals die Marke von 3.500 Dollar je Feinunze überwinden lassen. Zur Mittagszeit kostet die Feinunze rund 3.460 Dollar. Der Preis des Edelmetalls ist im bisherigen Jahresverlauf um fast 30 Prozent gestiegen, was auf die Nachfrage nach sicheren Häfen zurückzuführen ist, nachdem der von den USA angezettelte Handelskonflikt eskaliert ist und die Regierung von US-Präsident Donald Trump damit gedroht hat, den Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, abzusetzen. Die Sorgen seien durch das schwindende Vertrauen in den US-Dollar und die eskalierenden geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken noch verstärkt worden, so Rania Gule von XS.com.
Am Montag forderte Trump in den sozialen Medien eine Senkung der Zinssätze und erklärte, dass die Kosten tendenziell sinken und die Wirtschaft sich verlangsamen könnte, "wenn nicht Mr. Too Late, ein großer Verlierer, die Zinssätze senkt, JETZT", was eine direkte Botschaft an den Gouverneur der Fed zu sein schien. Powell hatte zuvor erklärt, die Unabhängigkeit der Fed sei "eine Frage des Gesetzes".
Die Marktteilnehmer reduzieren folgerichtig ihr Engagement in US-Vermögenswerten, da es kaum Anzeichen dafür gibt, dass die Trump-Administration ihren Kurs in Bezug auf die marktschädigende Politik ändert. Und Gold ist angesichts seiner relativen Unempfindlichkeit gegenüber den Launen von Trumps Social-Media-Account vielleicht der einzige verbleibende sichere Hafen, wie Michael Brown von Pepperstone feststellt. Die Bestände der physischen börsengehandelten Fonds in Gold bewegen sich auf dem höchsten Stand seit September 2023 und der Goldpreis in Dollar liegt auf einem Rekordhoch.
Die Analysten von JP Morgan nehmen ihre mittelfristigen Goldpreisprojektionen nach oben und erwarten im zweiten Quartal 2026 nun Goldpreise oberhalb der Marke von 4.000 US-Dollar. Das Risiko einer zollgetriebenen Rezession beziehungsweise Stagflation werde weiterhin den strukturellen Bullenlauf bei Gold befeuern, mutmaßen die Analysten. Der Goldpreis wird ihrer Ansicht nach bis zum vierten Quartal 2025 im Durchschnitt auf 3.675 Dollar pro Feinunze klettern. Diese Preisprognose baue auf den bereits im ersten Quartal 2025 erzielten Gewinnen auf und beinhalte eine weiterhin starke Nachfrage von Investoren und Zentralbanken nach dem Edelmetall, die in diesem Jahr durchschnittlich rund 710 Tonnen pro Quartal betrage.
Das makroökonomische Umfeld bleibe günstig für sowohl andauernd hohe Käufe von Zentralbanken (900 Tonnen prognostiziert für 2025) als auch eine weitere Ausweitung der Anlegerbestände, insbesondere von ETF und China. Für Zentralbanken wird die Kombination aus wirtschaftlicher, handelspolitischer und US-politischer Unsicherheit sowie sich verändernde, weniger vorhersehbare geopolitische Allianzen weiterhin den Goldkauf befeuern.
Gold bleibe für Investoren eine der optimalsten Absicherungen gegen die einzigartige Kombination aus Stagflation, Rezession, Entwertung und US-Politikrisiken, die die Märkte in den Jahren 2025 und 2026 bedrohe. Erhöhte Rezessionswahrscheinlichkeiten und jüngst untypische Volatilitätsschübe und atypische Risikoabzüge bei steigenden US-Renditen angesichts erhöhter US-Zölle und eines USA-China-Handelskonfliktes hätten einen bedeutenden Rückenwind für Goldinvestitionen hinzugefügt, da das Vertrauen in andere sichere Häfen erschüttert worden sei. Neue Marktteilnehmer im Goldsektor erweiterten das Potenzial des Anlegerpools zusätzlich, während die Nachfrage chinesischer Privatanleger angesichts der Möglichkeit eines schwächeren Renminbi stark bleibe.MBI/DJN/gil/22.4.2025
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