13.05.2022 - Neue DERA-Studie arbeitet die besten Strategien zur Rohstoffsicherung heraus

Nach dem Prinzip "von anderen lernen" hat die Deutsche Rohstoffagentur DERA bei der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers eine Studie in Auftrag gegeben, die Instrumente und Strategien analysiert, mit denen erfolgreiche ausländische Unternehmen aus sieben Industrieländern ihre Versorgung mit Rohstoffen absichern. Im Rahmen von Experteninterviews wurde untersucht, welche Strategien diese Unternehmen anwenden bzw. künftig anwenden wollen und mit welchen Chancen und Herausforderungen diese Strategien verbunden sind. Die Autoren der Auftragsstudie haben aus den Ergebnissen Erfolgsfaktoren sowie Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen herausgearbeitet. Denn die Sicherung der Rohstoffversorgung rückt auch hierzulande immer stärker in den Fokus, sodass Strategien zur Reduzierung von Preis- und Verfügbarkeitsrisiken für die deutschen Unternehmen weiter an Bedeutung gewinnen. Der Bedarf an Rohstoffen steigt seit Jahrzehnten, getrieben durch Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, Urbanisierung sowie technologischen Fortschritt. Derzeit sind vor allem Energie- und Mobilitätswende sowie die zunehmende Digitalisierung diejenigen Faktoren, welche den Bedarf an Rohstoffen weltweit erhöhen. So wird erwartet, dass sich beispielsweise der Bedarf nach Lithium als Folge der Elektrifizierung im Automobilsektor in den nächsten fünf Jahren vervierfachen und sich der Bedarf nach Kobalt verdoppeln wird. Hinzu kommt, dass immer wieder globale Krisen und politische Ereignisse die zuverlässige Versorgung mit Rohstoffen beeinträchtigen. Um sich den Zugang zu Rohstoffen zu sichern, konkurrieren die Unternehmen weltweit – mit entsprechenden Folgen für das Preisniveau. In der aktuellen Phase einer strukturell hohen Nachfrage und eines langsam reagierenden Angebots ist beispielsweise der durchschnittliche Jahrespreis für Lithiumkarbonat, das primär in Chile, Argentinien und Australien produziert wird, zwischen 2012 und 2021 um 306 Prozent von 6.607 US-Dollar pro Tonne auf 20.228 USD/tgestiegen. Gerade in Deutschland, wo wenige der strategisch wichtigen Rohstoffe aus heimischen Quellen stammen, ist die Abhängigkeit der Unternehmen von ausländischen Produzenten groß. Die zuverlässige Versorgung mit einer großen Bandbreite von Rohstoffen ist daher für die heimischen Unternehmen entscheidend, um technologisch weiter eine führende Rolle zu spielen und wettbewerbsfähige Produkte herstellen zu können. Interviews mit Unternehmen aus sieben IndustriestaatenIm Rahmen der Auftragsstudie "Securing raw material supply: Benchmarking of measures of foreign manufacturing companies and recommendations for action" hat PricewaterhouseCoopers Interviews mit Unternehmensvertretern aus sieben verschiedenen Industrienationen durchgeführt – Japan, Südkorea, Kanada, USA, Frankreich, Italien, Großbritannien. Der Fokus der Befragung und der Interviews lag dabei auf Unternehmen aus der Automobil-, Maschinen- und Anlagebau- sowie der Telekommunikationsindustrie. In Summe wurde die Umfrage von Supply-Chain-Experten und Führungskräften aus 59 Unternehmen beantwortet und es wurden Interviews mit 44 Experten geführt. Das primäre Ziel der Umfrage war es laut DERA, Trends in der Nutzung von bestimmten im Ausland angewandten Absicherungsstrategien so-wie die Strategiewahl beeinflussende Umweltfaktoren zu ermitteln. Das Ergebnis zeige, dass einige bereits erkennbare Trends die Rohstoffbeschaffung in den nächsten Jahren beeinflussen dürften, heißt es. Zum Beispiel wachse der Druck zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards im Wertschöpfungsnetzwerk bereits heute.  Massive Investitionen in die Reduktion des CO2-Fußabdruckes entlang der Wertschöpfungskette sowie der Ausbau interner und externer Recycling-Verfahren und Anlagen könnten zukünftig stärker im Fokus stehen.Vor allem Strategien der Diversifizierung der Lieferantenbasis und der Nutzung von langfristigen Lieferverträgen werden von den befragten ausländischen Unternehmen am meisten genutzt. "Diese Strategien werden gemäß den Umfrageteilnehmenden auch als am effektivsten eingeschätzt, um die Rohstoffversorgung des Unternehmens zu sichern", heißt es. Demgegenüber spielt die vertikale Integration (z.B. die Beteiligung an Bergbauprojekten) aufgrund des hohen Kapitaleinsatzes und der hohen Unsicherheit nur eine untergeordnete Rolle. Diversifizierungsstrategien werden am häufigsten genutztDes Weiteren ist laut Studie ein klarer Trend zu erkennen, dass die Strategien, die zur Steigerung der Nachhaltigkeit der Unternehmen beitragen, wie z.B. Projekte zur Reduzierung des Materialverbrauchs, Recycling- und Substitutionsprojekte, in den nächsten drei bis fünf Jahren deutlich stärker genutzt werden sollen. "Ebenfalls auffällig ist die zukünftig verstärkte Nutzung von IT-gestützten Business-Tools im Bereich der Rohstoffbeschaffung. Angetrieben wird dies durch technologische Entwicklungen beispielsweise in den Bereichen Big Data Analytics, Artificial Intelligence, Cloud Computing, Blockchain und Predictive Analytics", so die Studienautoren. In Summe sei zu erkennen, dass bei allen Absicherungsstrategien die geplante Nutzung in den nächsten drei bis fünf Jahren höher sein werde als ihre momentane Nutzung. "Dies verdeutlicht, dass in den untersuchten ausländischen Unternehmen das Thema der sicheren Rohstoffbeschaffung an Relevanz zugenommen hat und dass die Unternehmen vermehrt Strategien anwenden und intensivieren wollen, um ihre Rohstoffversorgung zu sichern und das Risiko von Preisanstiegen sowie Lieferengpässen zu reduzieren."Eines der Beispiele für eine erfolgreiche Unternehmensstrategie ist die Diversifizierung der Lieferantenbasis. Damit können Unternehmen ihre Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten verringern und die Gefahr von Lieferengpässen und -unterbrechungen reduzieren. Eine international diversifizierte Lieferantenbasis ermöglicht zudem, dass flexibel z.B. auf Exportrestriktionen einzelner Länder reagiert werden kann. Der Einsatz der Strategie trage zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit bei, da durch ein größeres globales Lieferantennetzwerk die Konkurrenz unter den Lieferanten – mit positiven Folgen auf den Preis und die Qualität der Produkte – erhöht werden könne, heißt es. Zudem führe der Austausch mit vielen Lieferanten zu einer deutlich verbesserten Markttransparenz, Marktvergleichbarkeit und Marktverständnis. "Gemäß der Auswertung der Umfrageergebnisse wird diese Strategie bereits sehr stark in den Unternehmen angewandt", so die Studienautoren. Für die nächsten drei bis fünf Jahre planten die befragten Unternehmen, die Diversifikation der Lieferantenbasis noch weiter auszubauen. Einkaufsgemeinschaften rücken verstärkt in den FokusDesweiteren rücken Einkaufsgemeinschaften laut Studie verstärkt in den Fokus. Die Bildung von Einkaufsgemeinschaften ist nämlich eine Möglichkeit, die eigene Position durch die gemeinsame Rohstoffbeschaffung mit anderen Unternehmen zu stärken. Dank der Bündelung wachse das Einkaufsvolumen und damit verbessere sich die Verhandlungsposition gegenüber dem Lieferanten, wodurch Preise wie auch die Versorgung vorteilhafter ausgehandelt werden könnten. Die befragten Unternehmen bilden laut Studienautoren Einkaufsgemeinschaften derzeit nur in einem geringen Umfang. Allerdings wollten mehrere der befragten Unternehmen diese Strategie in den kommenden Jahren stärker nutzen. Grund für die steigende Relevanz dieser Einkaufsstrategie sei nach Auskunft der Experten die zunehmende Verhandlungsmacht der Rohstoffproduzenten aufgrund der steigenden Knappheit von bestimmten Rohstoffen sowie der steigenden Angebotskonzentration. Business-Tools gewinnen an BedeutungAuch Business-Tools, also IT-Applikationen, die zur Verbesserung der Entscheidungsfindung für Managementprozesse in der Planung, Messung, Bewertung, Prognose und Überwachung genutzt werden können, gewinnen an Bedeutung. Im Einkauf können mittels dieser Tools verschiedenste KPIs wie der Rohstoffbedarf, die Verfügbarkeit von Rohstoffen, die Lieferzuverlässigkeit, Preise und andere Faktoren berechnet, überwacht und prognostiziert werden. Zudem können die Lieferanten über entsprechende Tools und eine gemeinsame IT-Schnittstelle integriert werden, was wiederum einen direkten automatisierten Informationsaustausch und die Überwachung des Materialflusses ermöglicht."Business-Tools bieten damit die Möglichkeit zur Überwachung und Steuerung des Einkaufs in Echtzeit", heißt es. Sie könnten sowohl als Frühwarnsystem als auch zur Optimierung des langfristigen Einkaufs verwendet werden und somit Preis- und Versorgungsrisiken minimieren. "Während Business-Tools zurzeit mit moderater Häufigkeit und Intensität genutzt werden, wird deren Nutzung in den kommenden drei bis fünf Jahren bei den befragten Unternehmen stark steigen", so die Studie. Die Auswahl an nützlichen Tools sei aufgrund von Fortschritten in der Informationstechnologie (z.B. in den Bereichen Big Data Analytics, Automatisierung, Cloud Computing und Predictive Analytics) in den letzten Jahren enorm gestiegen. Getrieben durch diesen Fortschritt sowie aufgrund der größeren Verfügbarkeit an Daten nimmt die Relevanz dieser Strategie in den befragten ausländischen Unternehmen stark zu. Zur Studie: https://bit.ly/3yxCfakcrb 

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