23.05.2023 - "Negativität von allen Seiten"/Chinas schwankende Erholung kehrt Kupfer-Rallye um

​Eine stotternde Erholung in China hat die Kupferpreise auf ein Fünfmonatstief gedrückt und damit eine der am meisten erwarteten Haussen an den Rohstoffmärkten verzögert. Der Rückgang beendete einen Preisanstieg von 35 Prozent zwischen Juli und Januar, der die stärkste Januar-Performance seit zwei Jahrzehnten beinhaltete. Der Kupferpreis wird oft als Barometer für die wirtschaftliche Gesundheit angesehen. Sein Anstieg zu Beginn dieses Jahres wurde durch die Erwartung angeheizt, dass China - der weltweit größte Rohstoffverbraucher - nach der Abkehr von seiner Null-Covid-Politik einen Boom in der Produktion und im Baugewerbe erleben würde.In der vergangenen Woche zeigten dann Daten, dass die Verbraucherpreise in China im April so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr gestiegen sind und dass die von chinesischen Banken neu vergebenen Yuan-Kredite unter den Markterwartungen lagen. Auch die Einzelhandelsumsätze, die Fabrikproduktion und die Anlageinvestitionen blieben hinter den Prognosen zurück.Ein weiterer Grund für den Druck auf die Kupferpreise ist die Auflösung der Versorgungsunterbrechungen, die den Preisen zu Beginn des Jahres Auftrieb verliehen haben. Das Schreckgespenst einer Rezession und die Sorge um eine Schuldenkrise in den USA belasten die Rohstoffpreise ebenfalls. "Wir erleben Negativität von allen Seiten", sagt Sudakshina Unnikrishnan, Rohstoffanalystin bei der Standard Chartered Bank.Unterdessen beginnt das Angebot anzusteigen. Chile und Peru, die zusammen mehr als ein Drittel des weltweiten Kupfers liefern, übertrafen im März die Produktion des Vorjahres im selben Monat um 5 Prozent. Die Beilegung eines Lizenzgebührenstreits zwischen dem Kupferproduzenten CMOC Group (China Molybdenum) und der Demokratischen Republik Kongo könnte zu einer Freigabe von Exporten führen und die diesjährige Angebots-Nachfrage-Bilanz von einem Defizit in einen Überschuss verwandeln, so TD Securities. Die Märkte warnen bereits vor einem Überangebot auf dem Markt. Physisches Kupfer wird mit dem größten Abschlag auf die Futures-Preise seit 2017 gehandelt, so Unnikrishnan von Standard Chartered."Die Hürde für zusätzliche Verkäufe ist im Moment sehr niedrig", beobachtet Daniel Ghali, Rohstoffstratege bei TD Securities: "Es braucht nicht viel mehr als das alltägliche Rauschen, um die Verkaufsaktivität auszulösen."Die Aktien von Kupferproduzenten gehören nicht mehr zu den Gewinnern des Jahres. Viele von ihnen haben ihre Kupferproduktion im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verringert. Die in den USA notierten Aktien von Freeport-McMoRan sind um 6 Prozent gefallen, die in Australien notierten Aktien von BHP sind um 3,2 Prozent gesunken und die in London notierten Aktien von Glencore sind um 21 Prozent eingebrochen. Im Vergleich dazu legte der S&P 500 in diesem Jahr um 9,2 Prozent zu.Die anhaltende Abkehr von fossilen Brennstoffen stärkt jedoch die längerfristigen Aussichten von Kupfer. Elektrofahrzeuge, Windkraftanlagen und Solarpaneele verbrauchen mehr von diesem Metall als ihre traditionellen Gegenstücke. Es wird erwartet, dass die wachsende Nachfrage nach Kupfer auch zu einer zunehmenden Angebotsverknappung führen wird, was die Preise in die Höhe treibt. Die Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass der Kupferpreis irgendwann im nächsten Jahr sein Rekordhoch überschreiten und 11.000 US-Dollar pro Tonne erreichen wird, wenn die Wirtschaftstätigkeit wieder anzieht. Bis 2025 könnte der Preis nach Ansicht der Strategen der Citibank 15.000 US-Dollar pro Tonne erreichen.Im Moment scheine der Absturz des Kupferpreises auf einen möglichen drastischen Rückgang der weltweiten Wirtschaftstätigkeit in den nächsten sechs Monaten hinzudeuten, so Luke Kawa, Asset-Allocation-Stratege bei UBS Asset Management. Allerdings enthalte dieser Konjunkturzyklus gemischte Signale, die es schwierig machten, die Bedeutung des Kupferpreises zu erkennen.MBI/DJN/gil/23.5.2023

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