23.05.2023 - EZB/De Guindos will stärkere Regulierung von Schattenbanken

Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, hat eine stärkere Regulierung von Finanzintermediären gefordert, die keine Banken sind. In einer Rede bei der 3rd Annual European Financial Integration Conference in Frankfurt sagte De Guindos laut veröffentlichtem Text, dass diese sogenannten Schattenbanken zwar für eine breitere Finanzbasis der Realwirtschaft sorgten, zugleich aber Risiken von ihnen ausgingen, die in den Blick genommen werden müssten. Zu diesen Schattenbanken zählen unter anderem Investmentfonds, Geldmarktfonds und Versicherer. Der EZB-Vizepräsident hob vier Punkte hervor:

 

1. Liquiditäts-Missmatch bei Fonds reduzieren

 

"Die Fonds müssen sicherstellen, dass ihre Rücknahmepolitik eng mit der Liquidität ihrer Assets abgestimmt ist. So sollten beispielsweise Fonds, die in illiquide Vermögenswerte wie Immobilien oder private Schuldtitel investieren, angemessene Rücknahmefristen haben, um das Liquiditätsrisiko zu mindern", sagte De Guindos. Fonds mit täglicher Rücknahmemöglichkeit sollten verpflichtet sein, in ausreichend liquide Assets zu investieren. Darüber hinaus sollten die Fonds De Guindos zufolge gezwungen werden, die Kosten eines Mittelabzugs den Investoren aufzuerlegen. Nützlich wären auch höhere Liquiditätspuffer, auf die die Fonds in Zeiten von Stress, auch durch Margin Calls, zurückgreifen können.

 

2. Geldmarkt-Fonds-Regulierung wieder auf die Agenda nehmen

 

Nach den Turbulenzen von März 2020 gab es Vorschläge auf europäischer und internationaler Ebene dafür, Geldmarktfonds widerstandsfähiger zu machen. Sie betrafen unter anderem die Vermeidung regulatorischer Schwelleneffekte und das Liquiditätsmanagement. "In der EU sind diese Reformen jedoch bisher nicht vorangekommen. Sie sollten vorrangig vorangetrieben werden, wobei ein weltweit konsistenter Ansatz zu gewährleisten ist", sagte De Guindos.

 

3. Überwachung der Verschuldung von Nicht-Banken

 

Für besonders wichtig hält es der EZB-Vizepräsident, eine weltweit abgestimmte Regulierung für die finanzielle und synthetische Verschuldung von Nicht-Banken zu entwickeln. Dazu braucht es nach seiner Aussage bessere Daten und Informationsteilung sowie eine Schließung regulatorischer Lücken weltweit.

 

4. Ein- und Nachschusspraktiken verbessern

 

De Guindos zufolge müssen die Nicht-Banken gezwungen werden, ihre Einschusspraktiken und die Liquiditätshaltung zu verbessern, um Nachschussforderungen besser erfüllen zu können. "Seit den Marktturbulenzen vom März 2020 war der Nichtbanken-Finanzsektor wiederholt mit Phasen hoher Marktvolatilität und einem steigenden Liquiditätsbedarf aufgrund von Nachschussforderungen konfrontiert", sagte er. Eine bessere Transparenz und Berechenbarkeit von Modellen für Ersteinschusszahlungen und die Bewertung ihrer Reaktionsfähigkeit auf Marktstress könnten dazu beitragen, die prozyklische Nachfrage nach Liquidität zu verringern.

 

De Guindos wies darauf hin, dass es die USA kürzlich erleichtert hätten, Nicht-Banken als systemisch wichtig einzustufen. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Arbeiten zur Ermittlung und Bewältigung von Systemrisiken länderübergreifend gemeinsam durchgeführt werden, wobei eine makroprudenzielle Perspektive eingenommen wird, anstatt sich nur auf die Solidität einzelner Unternehmen zu konzentrieren", sagte er.MBI/DJN/aul/23.5.2023

 

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Sie möchten keine Neuigkeiten mehr verpassen, zu unseren Veranstaltungen oder Informationsdienstleistungen?

Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an und wählen Sie die für Sie relevanten Branchen:

  • Stahl
  • NE-Metalle
  • Energie
  • Agrar | Ernährung
  • Kunststoffe
  • Einkauf
  • Europa | Außenhandel | Zoll
  • E-Mobility | H2-Mobility

Weitere Plattformen der MBI Infosource