22.07.2021 - Analyse/Aktienindices der G7 verfehlen Pariser Klimaziele

Kein wichtiger Aktienindex der G7-Staaten ist auf Kurs, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Der DAX schneidet zwar am besten ab, liegt mit einem Temperaturpfad von 2,2 Grad dennoch über dem Ziel. Zwar steigt das Interesse der Anleger an nachhaltigen Geldanlagen, doch scheinen die Idealisten nach wie vor einen Bogen um die großen Indizes machen zu müssen.

Lediglich 19 Prozent der in den Indizes vertretenen Konzerne haben Klimaziele verabschiedet, welche mit dem Pariser Abkommen übereinstimmen. Beim DAX sind es drei Unternehmen, welche gemäß der wisssenschaftsbasierten Ziele (Science Based Targets, SBTs) offiziell zur Erreichung des 2-Grad-Ziels beitragen: die Deutsche Telekom, HeidelbergCement sowie SAP. Bei einem Ranking der grünsten Länder der Welt – jenseits von Indizes und Investments – landet Deutschland wiederum auf der zehnten Position, wohingegen sich Dänemark auf dem Siegertreppchen befindet.

Keiner der großen G7-Aktienindizes befindet sich derzeit auf einem 2°C-Pfad, geschweige denn auf dem so dringend benötigten 1,5°C-Pfad. Vier der sieben Indizes befinden sich auf gefährlichen Temperaturpfaden von 3°C oder darüber.

Im Vorfeld des G7-Gipfels zeigt die Analyse, dass die führenden Aktienindizes der G7-Länder auf einem durchschnittlichen Temperaturpfad von 2,95°C liegen , entsprechend den aktuellen Klimaambitionen der Unternehmen, aus denen sie bestehen. Aktienindizes, die sich aus den Aktien der bedeutendsten Unternehmen zusammensetzen, die an der größten Börse eines Landes notiert sind, sind wichtige Benchmarks, um Markttrends zu verstehen.

Der Bericht, der von CDP und dem UN Global Compact im Auftrag des SBTi erstellt wurde, zeigt, dass sich vier der sieben Indizes auf einem gefährlichen Temperaturpfad von 3°C oder darüber befinden. Bemerkenswert ist, dass fossile Brennstoffe einen wesentlichen Beitrag zu den Emissionen aller sieben Indizes leisten. Sie machen 70 Prozent des kanadischen SPTSX 60 mit einer Temperatur von 3,1°C und fast 50 Prozent des italienischen FTSE MIB mit 2,7°C aus.

Lila Karbassi, Chief of Programmes UN Global Compact und SBTi Board Chair, sagte: "G7-Unternehmen haben das Potenzial, einen 'Dominoeffekt' positiver Veränderungen in der gesamten Weltwirtschaft auszulösen. Dieser Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit für Märkte und Investoren, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen".

Die für Klima und Umwelt zuständigen G7-Minister haben kürzlich Unternehmen und Investoren aufgefordert, ihre Portfolios an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten und wissenschaftlich fundierte Netto-Null-Ziele bis spätestens 2050 festzulegen. Passives Investieren macht derzeit etwa 40 Prozent der US-amerikanischen und 20 Prozent der europäischen Fonds aus. Passive Investoren werden jedoch gewarnt, dass nur 19 Prozent der börsennotierten Unternehmen in diesen sieben führenden Indizes Klimaziele haben, die mit dem Pariser Abkommen übereinstimmen.

Die britische Regierung plant, die Emissionen bis 2035 um 78 Prozent zu reduzieren, was einem 1,5°C-Pfad entspricht. Erfreulicherweise stellt der SBTi fest, dass 35 der FTSE 100-Unternehmen sich bereits verpflichtet haben, sich an 1,5°C auszurichten. Doch trotz signifikanter Fortschritte bei der Einführung wissenschaftlich fundierter Klimaziele unter den FTSE-Unternehmen haben einige der größten Emittenten noch immer keine ehrgeizigen Klimaziele, was zu einer Gesamtindex-Temperaturbewertung von 3,1°C führt.

Trotz dieser Ergebnisse wächst die Dynamik für Klimamaßnahmen in den G7-Ländern. Von allen Zielen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Unternehmen, die dem CDP für das Jahr 2020 gemeldet wurden, wurden 64 Prozent der Ziele von Unternehmen mit Hauptsitz in G7-Ländern gesetzt. Insgesamt war 2020 ein Meilensteinjahr für Klimaverpflichtungen, wobei sich die jährliche Rate der Verabschiedung von wissenschaftlich fundierten Zielen im Jahr 2020 gegenüber 2015-2019 verdoppelt hat.

Alberto Carrillo Pineda, Direktor für wissenschaftsbasierte Ziele beim CDP und Mitglied des Lenkungsausschusses des SBTi, sagte: "Die Klimawissenschaft zu ignorieren ist so, als würde man weiter rauchen, obwohl man die Risiken kennt. Der Zusammenbruch des Klimas und der Umwelt ist die größte gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit - sie erfordert sofortiges Handeln von den größten Unternehmen der Welt. Die heutigen Ergebnisse unterstreichen wichtige Fortschritte, zeigen aber auch, dass noch mehr getan werden muss, um Anreize für Unternehmen zu schaffen, sich wissenschaftlich fundierte Klimaziele zu setzen und den Weg zum Netto-Nullverbrauch zu beschleunigen."

Der heutige Bericht identifiziert auch vier dringende Klimamaßnahmen für Finanzinstitutionen, Unternehmensakteure, Investoren und Regierungen. Erstens müssen Unternehmen und Regierungen zusammenarbeiten, um die Ambitionsschleife" zu nutzen, ein positiver Rückkopplungskreislauf, in dem Maßnahmen des privaten Sektors und der Regierung sich gegenseitig verstärken, wie z.B. die jüngste Executive Order on Climate-Related Financial Risk" der US-Regierung, die eine Anforderung an große staatliche Zulieferer einführte, wissenschaftlich fundierte Ziele zu setzen.

Zweitens müssen Unternehmen auf die Dekarbonisierung ihrer Lieferketten hinarbeiten, indem sie sich mit ihren Zulieferern zusammenschließen. Drittens sollten Investoren wissenschaftsbasierte Ziele in nachhaltigkeitsgebundene Anleihen und Klima-Finanzstandards einbetten.

Schließlich sollten Finanzinstitutionen darauf abzielen, einen Dominoeffekt in allen Wirtschaftssektoren zu erzeugen, indem sie wissenschaftsbasierte Ziele auf Portfolioebene festlegen und sich mit den zugrunde liegenden Vermögenswerten beschäftigen. Ein solches Beispiel ist die CDP-Kampagne "Science-Based Targets", die globale Finanzinstitutionen koordiniert, um die Unternehmen mit dem größten Einfluss auf die Weltwirtschaft zu verpflichten, wissenschaftlich fundierte Ziele für 1,5°C festzulegen.

MBI/sir/22.7.2021

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Sie möchten keine Neuigkeiten mehr verpassen, zu unseren Veranstaltungen oder Informationsdienstleistungen?

Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an und wählen Sie die für Sie relevanten Branchen:

  • Stahl
  • NE-Metalle
  • Energie
  • Agrar | Ernährung
  • Kunststoffe
  • Einkauf
  • Europa | Außenhandel | Zoll
  • E-Mobility | H2-Mobility

Weitere Plattformen der MBI Infosource