13.04.2023 - Bundesämter/Nach Atomausstieg bleiben Risiken

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) haben vor verbleibenden Risiken nach dem Ende der Atomkraft gewarnt.

"Auch nach dem Abschalten der letzten drei deutschen Atomkraftwerke am 15. April stellt der Umgang mit der Atomenergie Deutschland vor große Herausforderungen", erklärten BfS-Präsidentin Inge Paulini und BASE-Präsident Wolfram König. Sie verwiesen auf radioaktive Abfälle, Atomkraftwerke im grenznahen Ausland und neue Bedrohungsszenarien. Sieben Akw-Standorte in Nachbarstaaten seien weniger als 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

 

"Der Atomausstieg ist ein klarer Zugewinn an Sicherheit in Deutschland. So lange in unmittelbarer Nachbarschaft jedoch weiterhin Atomkraftwerke in Betrieb sind oder gar neu geplant werden, sind die Risiken der Atomkraft nicht gebannt", sagte Paulini. "Wir müssen daher weiterhin auf etwaige Notfälle vorbereitet sein." Das Reaktorunglück von Fukushima habe gezeigt, dass Atomkraft selbst für hochentwickelte Industriegesellschaften ein unkalkulierbares Risiko darstellen könne.

 

Aus dem Betrieb der deutschen Kernkraftwerke resultieren laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Behörden rund 1.900 Behälter mit hochradioaktiven Abfällen, die derzeit in 16 Zwischenlagern aufbewahrt werden. Das BASE zeichne verantwortlich für den sicheren Umgang mit diesem Erbe, das das Zeitalter der Atomenergie nun hinterlasse. Neben den besonders gefährlichen und langlebigen hochradioaktiven Abfällen müssten zudem gut 600.000 Kubikmeter an sogenannten schwach- und mittelradioaktiven Abfällen sicher entsorgt werden.

 

"Für die nachfolgenden Generationen ist das Kapitel Atomenergie mit dem 15. April noch nicht geschlossen", betonte König. "Über viele Jahrzehnte müssen nun die offenen Fragen gelöst werden, die während des Atomzeitalters in Deutschland nicht beantwortet worden sind." Den gut sechs Jahrzehnten, in denen die Atomenergie zur Stromerzeugung genutzt wurde, ständen noch mindestens weitere 60 Jahre bevor, die für den Rückbau und die langzeitsichere Lagerung der Hinterlassenschaften benötigt würden.

 

Paulini verwies zudem auf neue Gefahren im Zusammenhang mit Radioaktivität. "Der Krieg in der Ukraine zeigt uns gerade sehr deutlich: Das Risiko eines radiologischen Unfalls mit gravierenden Folgen für Mensch und Umwelt besteht weiterhin", erklärte sie. "In den Fokus rücken auch Bedrohungsszenarien wie Cyberattacken oder Nuklearwaffenangriffe." Oft vergessen werde zudem, dass auch von den deutschen Atomkraftwerken ein - wenn auch deutlich kleineres - Risiko ausgehe, solange sie im Rückbau seien. Auch das BfS habe noch für Jahrzehnte Aufgaben in dem Bereich.

 

Unterdessen betonten Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium in einer anderen Pressemitteilung eine weiter bestehende Versorgungssicherheit. "Die sehr hohe Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Deutschland bleibt gewährleistet", erklärten sie. Dies zeigten verschiedene Studien der Übertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur. In Zukunft werde immer mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen die konventionelle Stromerzeugung verdrängen und ersetzen.

 

"Die Energieversorgungssicherheit in Deutschland ist und bleibt gewährleistet; sie ist auch im internationalen Vergleich weiterhin sehr hoch", betonte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Man habe es geschafft, die Füllstände in den Gasspeichern hoch zu halten und neue Flüssiggasterminals zu errichten. Hinzu kämen weitere Maßnahmen zur Leistungsfähigkeit der Stromnetze. "Und schließlich sorgt vor allem der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien für zusätzliche Sicherheit", so Habeck. "Mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke brechen wir auf in ein neues Zeitalter der Energieerzeugung", erklärte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne).MBI/DJN/map/13.4.2023 

 

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