23.02.2023 - Kunststoff verarbeitende Industrie/Hohe Stromkosten bereiten den Unternnehmen die größten Sorgen

Die Kunststoff verarbeitende Industrie blickt mit gemischten Gefühlen auf die kommenden Monate: "Angesichts des dynamischen Umfelds fällt eine Prognose für das Jahr 2023 nicht leicht", sagte Helen Fürst, Präsidentin des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), bei der traditionellen Jahrespressekonferenz des Verbandes am Aschermittoch in Frankfurt am Main. Zwar scheine sich das wirtschaftliche Klima aufzuhellen und die Rezessionsgefahr vorerst gebannt zu sein, gleichwohl führe der anhaltende Krieg in der Ukraine zu Unsicherheit, fügte sie laut Redetext hinzu. Was den Betrieben aber vor allem Sorgen bereite, seien die hohen Energiekosten.Nach Angaben des GKV erhöhte sich 2022 die Stromrechnung der Mitgliedsunternehmen im Durchschnitt um 90 Prozent. Drei Viertel der Betriebe berichteten laut einer aktuellen Verbandsumfrage über gestiegene Stromkosten. Für das laufende Jahr erwartet rund die Hälfte der Firmen weiter steigende Strompreise, nur 17 Prozent rechnen mit sinkenden Preisen.Entspannung bei den RohstoffkostenDagegen sind Preise und Verfügbarkeit von Polymeren sowie die Fracht- und Logistikkosten für die Unternehmen derzeit weniger relevant, so der GKV. "Spezialitäten wie EVOH und PA bleiben dagegen knapp und teuer", betonte Verbandspräsidentin Fürst. Leider würden die gesunkenen Rohstoffpreise vielfach durch die hohen Energiepreise überkompensiert. Vielen Unternehmen gelinge es laut Umfrage zudem nicht oder nur teilweise, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben.Trotz aller Widrigkeiten bleiben die Unternehmen optimistisch: In diesem Jahr planen 39 Prozent der Betriebe mit steigenden Investitionen, nur 19 Prozent wollen ihr Investititionsbudget reduzieren. Und fast jedes dritte Unternehmen will neu einstellen. Dabei sei das Personalangebot knapper denn je, sagte Helen Fürst: "87 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen verzeichnen einen Mangel an Fachkräften und/oder Auszubildenden." Am dringendsten fehlten Kunststofftechniker und Azubis im technischen Bereich. Den Fachkräftemangel bezeichnete sie als "Achillesverse der Branche".Kritik an Chemikalienpolitik der EUDeutliche Kritik äußerte Fürst an der Chemikalienpolitik der Europäischen Union. Sie verwies auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Einstufung des Weißpigments Titandioxid im November 2002: Das Gericht hatte die Einstufung des Stoffes durch die EU-Kommission als krebserregend für nichtig erklärt. "Aus dieser Watsche wurde offensichtlich nichts gelernt", so Fürst. Denn nun drohe mit einem Verbot von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) neuer Schaden. Der GKV plädiere stattdessen für eine Chemikalienpolitik, "die auf wissenschaftlichen Fakten und sachlicher Risikobewertung basiert".Das vergangene Jahr schloss die Branche mit einem Umsatzplus von knapp 13 Prozent auf 79 Milliarden Euro ab, wie der GKV weiter mitteilte. Die verarbeitete Menge nahm um 3 Prozent auf 13,6 Millionen Tonnen ab, wobei sich der Rezyklat-Anteil um 9 Prozent auf 2,4 Millionen Tonnen erhöhte. Insgesamt beschäftigten die 3.000 Betriebe rund 327.000 Menschen, etwas mehr als im Vorjahr. Trübe Aussicht für die BaubrancheAlle Sektoren der Kunststoff verarbeitenden Industrie verzeichneten 2022 Umsatzzuwächse. Am besten schnitten die Kunststoffverpackungen ab (+15 Prozent). "Trotz Engpässen bei der Materialversorgung, deutlichen Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie für Strom und Gas haben sich die Unternehmen gut und robust behaupten können", unterstrich GKV-Präsidentin Fürst. Auch für 2023 seien die Unternehmen zuversichtlich - mit Ausnahme der Baubranche. Hier dämpften der Material- und Fachkräftemangel sowie die Kostenexplosion sowie steigende Zinsen die Entwicklung "überdeutlich".MBI/kri/23.2.2023

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