15.09.2021 - IWH/Produktionsengpässe verzögern Erholung

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat seine Vorhersagen für die deutsche Wirtschaftsentwicklung deutlich gesenkt. In seiner neuen Prognose sagt das Institut voraus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2021 um 2,2 Prozent und im Jahr 2022 um 3,6 Prozent zunehmen wird. Im Juni hatten die Ökonomen noch ein Wachstum des BIP um 3,9 Prozent in diesem und um 4,0 Prozent im kommenden Jahr erwartet. Für das Jahr 2023 sagten sie in ihrer neuen Prognose eine BIP-Zunahme um 2,2 Prozent voraus.



Im Sommer 2021 sei die Erholung der deutschen Wirtschaft zwar gut vorangekommen, allerdings behinderten Engpässe beim Seetransport und der Herstellung von Vorleistungsgütern den Welthandel. Der Anstieg der Rohstoffpreise schlage sich in recht hohen Inflationsraten nieder. Auch trübe die Zunahme von Neuinfektionen die Aussichten wieder ein. "Deshalb ist mit einem schwachen Jahresschlussquartal zu rechnen", erklärte das IWH. In Deutschland seien im Sommer dank der Impfkampagne viele Einschränkungen von Dienstleistungsangeboten gelockert worden, und die privaten Haushalte hätten im zweiten Quartal wieder deutlich mehr konsumiert.



Dennoch liege der private Konsum weit unter Vorkrisenniveau, und ein rasches Aufholen sei angesichts der Angebotsbeschränkungen im Verarbeitenden Gewerbe und steigender Neuinfektionen nicht in Sicht. "Für das Jahr 2022 stehen die Chancen aber gut, dass die Wirtschaft ihren Weg in die Normalität wieder aufnimmt, auch weil sich die Situation auf den Arbeitsmärkten stetig bessert", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Das IWH rechnet mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl auf 2,636 Millionen in diesem, 2,490 Millionen im kommenden und 2,439 Millionen im übernächsten Jahr und Arbeitslosenquoten von 5,7 Prozent im Jahr 2021 sowie 5,4 Prozent 2022 und 5,3 Prozent 2023.



Die Kapazitäten dürften zum Ende des Jahres 2022 wieder normal ausgelastet sein, zumal das Produktionspotenzial langsamer als vor der Krise wachse. Die Inflation bleibe auch in den nächsten Monaten weiter kräftig, da die CO2-Preise zu Beginn des Jahres 2022 weiter steigen würden, die aktuellen Verknappungen auf den internationalen Märkten wohl nur langsam zurückgehen und der Mindestlohn kräftig erhöht werde. In diesem Jahr dürfte die Inflation nach den Berechnungen des IWH 2,9 Prozent erreichen. Auch weil zu Beginn des kommenden Jahres Basiseffekte entfallen, dürfte die Inflation im Jahr 2022 auf 2,6 Prozent und 2023 auf 1,7 Prozent zurückgehen.



Das gesamtstaatliche Haushaltsdefizit dürfte sich in diesem Jahr auf 4,5 Prozent des BIP, 2022 auf 1,3 Prozent und 2023 auf 0,6 Prozent belaufen. Ein Risiko für die Konjunktur in Deutschland ergebe sich aus der engen Einbindung des deutschen verarbeitenden Gewerbes in die internationalen Wertschöpfungsketten. Deren derzeitige Störungen treffen die deutsche Wirtschaft laut Holtemöller besonders, und es sei schwer einzuschätzen, wann sie behoben sein werden. Zudem liege in der Pandemiebekämpfung zurzeit ein Risikofaktor, denn die Zahl der durch eine überwundene Erkrankung immunen Personen sei relativ gering und der Bevölkerungsanteil der Geimpften wohl zu niedrig, um eine Corona-Welle im Herbst zu verhindern.

MBI/DJN/emv/15.9.2021

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