06.03.2023 - Ölpalmen-Plantagen/Mehr Gewinn mit weniger Dünger und Herbiziden

Eine Umstellung auf mechanische Unkrautbekämpfung und ein verminderter Düngemitteleinsatz können sowohl die Multifunktionalität des Ökosystems als auch den Gewinn von Ölpalmen-Plantagen erheblich steigern. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt die Studie eines internationalen Forschungsteams unter der Leitung der Georg-August-Universität Göttingen. Darin untersuchten die Wissenschaftler ab 2016 Plantagen in Jambi (Indonsien), die mindestens 16 Jahre alt waren, um eine reduzierte Bewirtschaftung mit konventionellen Praktiken zu vergleichen.Ölpalmen gelten als produktivste Ölpflanze und die weltweite Nachfrage nach ihnen steigt, wie die Uni Göttingen erläutert. Allerdings ist die Produktivität der Ölpalmplantagen mit konventionellen Bewirtschaftungsmethoden verbunden, die wiederum mit einem hohen Einsatz an Düngemitteln und Herbiziden sowie schweren Folgen für die Umwelt einhergehen, so die Hochschule. Größter Palmölproduzent der Welt ist Indonesien, wo die steigende Palmölproduktion zunehmend auf Kosten des Waldes geht. Damit stehen den sozioökonomischen Vorteilen der Palmölproduktion Umweltprobleme wie Verlust der biologischen Vielfalt, Nitratauswaschung und Treibhausgasemissionen gegenüber. Im Rahmen ihrer Studie betrachteten die beteiligten internationalen Wissenschaftler die Auswirkungen eines reduzierten Düngemitteleinsatzes, um die Menge an Nährstoffen zu kompensieren, die mit der Ernte der Ölpalmenfrüchte entnommen wird, sowie die mechanische Unkrautbekämpfung mit einem Freischneider. Über einen Zeitraum von vier Jahren sammelten die Forscher Daten zu Ölpalmenerträgen, Material- und Arbeitskosten, Tieren im Boden sowie an der Oberfläche, Vielfalt der Bodenvegetation, Treibhausgasemissionen, Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffauswaschung.Nach Auswertung der dabei gewonnenen Daten stellte sich dann heraus, dass trotz eines geringeren Düngemitteleinsatzes die Ölpalmenerträge ähnlich hoch ausfielen wie bei der konventionellen Bewirtschaftung, berichtet Erstautor Najeeb Al-Amin Iddris von der Universität Göttingen. Gleichzeitig stieg der Gewinn aufgrund der geringeren Düngemittelkosten deutlich. Auch die Artenvielfalt verbessert sich spürbar, was Iddris auf die Zunahme der Bodenvegetation durch mechanische Unkrautbekämpfung zurückführt. Da die Funktionen eines Ökosystems in der Regel miteinander verbunden sind, die Forscher sprechen hierbei von "Multifunktionalität", analysierten und verglichen sie ebenfalls mehrere Ökosystemfunktionen. Dabei ergab sich, dass etwa die mechanische Unkrautbekämpfung eine deutlich höhere Ökosystem-Multifunktionalität aufweist als die Anwendung von Herbiziden, erklärt Iddris. Sie fördert demnach eine rasche Erholung der Bodenvegetation und erhöht ihre Artenvielfalt, was die Wiederverwertung von Nährstoffen über die Wurzelaufnahme verbessern kann. Zudem verringert die mechanische Unkrautbekämpfung in Kombination mit einem geringeren Düngemitteleinsatz die Auswaschung und erhöht die Nährstoffbindung im Boden, so Iddris.Die Studie ergab allerdings keine Verringerung der Treibhausgasemissionen durch reduzierten Düngemitteleinsatz und mechanische Unkrautbekämpfung während der vierjährigen Laufzeit des Experiments, wie Hauptautorin Marife Corre von der Universität Göttingen einräumt. Die Folgen von mehr als 15 Jahren konventioneller Bewirtschaftung vor Beginn des Experiments könnten die Auswirkungen der reduzierten Bewirtschaftung ein wenig gedämpft haben, meint sie. Insgesamt machen die positiven Auswirkungen der mechanischen Unkrautbekämpfung auf die Multifunktionalität des Ökosystems und den Ertrag nach Ansicht der Forschenden jedoch deutlich, dass solche Praktiken auch über einen kurzen Zeitraum Vorteile bringen können. Diese Bewirtschaftungspraktiken ließen sich in der Praxis leicht anwenden und sollten als eins der Kriterien für die Produktion von nachhaltigem Palmöl aufgenommen werden, empfiehlt Corre.Das Forschungsvorhaben wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist Teil des deutsch-indonesischen Sonderforschungsbereichs "Ecological and Socioeconomic Functions of Tropical Lowland Rainforest Transformation Systems (EFForTS)" an der Universität Göttingen.MBI/12/jc/sru/ssc/6.3.2023

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