10.05.2022 - Genussmittel und Getränke - Analyse/Mit Bier lässt sich prächtig Geld verdienen

Die Preissetzungsmacht von Bier ist vielleicht nicht so groß wie die von Spirituosen. Aber sie ist für die Anleger auch nicht zu verachten. Budweiser-Eigentümer Anheuser-Busch (AB) Inbev ist das jüngste Bierunternehmen, das nach den starken Umsätzen von Heineken und Carlsberg für die ersten drei Monate des Jahres 2022 besser als erwartete Ergebnisse meldete. In Anbetracht der Tatsache, dass die Verbraucher von allen Seiten durch die Inflation unter Druck gesetzt werden, haben die Brauereien bei höheren Preisen keine Herkulesaufgabe vor sich. AB Inbev, der weltgrößte Bierhersteller, erhöhte die Preise in den drei Monaten bis März um fast 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und konnte dennoch 2,8 Prozent mehr Bier verkaufen. Der zweitgrößte Bierhersteller Heineken vermochte im gleichen Zeitraum durch höhere Preise und die Förderung seiner Premium-Marken 18 Prozent mehr Umsatz pro verkauftem Liter Bier zu erzielen.Die Anleger haben seit Beginn der Pandemie eine klare Vorliebe für Spirituosenaktien gezeigt. Gemessen an den prognostizierten Gewinnen werden die Aktien der weltweit tätigen Spirituosenhersteller Diageo, Campari, Pernod Ricard und Rémy Cointreau heute mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 60 Prozent gegenüber den großen Brauereien gehandelt. Kurz vor Beginn der Covid-19-Krise waren es noch 30 Prozent. Ein boomender Trend zu Cocktails für zu Hause in den USA während der Lockdowns hat den Geschmack der Aktionäre zu Beginn der Krise beeinflusst, aber die Preissetzungsmacht wird angesichts der Inflation immer wichtiger. Theoretisch sollten die teuren Spirituosenmarken, die von wohlhabenden Verbrauchern bevorzugt werden, in der Lage sein, mehr zu verlangen, ohne die Nachfrage zu beeinträchtigen.Es könnte sich jedoch herausstellen, dass die Brauereien besser darin sind, die Preise wenig und oft anzuheben. Da der Bierabsatz in den Märkten der Industrienationen seit Jahren schwächelt, ist die Preisgestaltung seit langem ein wichtiger Bestandteil des Wachstums von Biermarken. Daten von Bernstein zeigen, dass die Brauereien zwischen 2010 und 2019 die Preise in den USA jährlich um 1,7 Prozent erhöht haben, fast doppelt so stark wie die Spirituosenhersteller. Bierunternehmen haben auch etwas bessere Arbeit geleistet, um die "Mix"-Komponente ihres Wachstums zu erhöhen, da sie sich auf den Verkauf von mehr ihrer Premiummarken konzentriert haben.Die Spirituosenhersteller in den USA haben Bier und Wein seit Jahren Marktanteile abgenommen, so dass sie mit dem Verkauf größerer Mengen gut zurechtkamen. Das Ergebnis ist, dass die Spirituosenhersteller zwar wahrscheinlich über eine große ungenutzte Preissetzungsmacht verfügen, aber Groß- und Einzelhändler weniger daran gewöhnt sind, von ihnen konsequente Preiserhöhungen anzunehmen. Das gilt insbesondere für handelsübliche, nicht gealterte Spirituosen wie Gin oder Wodka.Die Bierbranche weist weltweit einen relativ starken Konzentrationsgrad auf - ein potenzieller Vorteil bei Verhandlungen mit Einzelhändlern. Den Daten von Euromonitor zufolge kontrollieren die fünf größten Anbieter im Biergeschäft 54 Prozent des Weltmarkts, verglichen mit 25 Prozent für die fünf größten Spirituosenhersteller. Das US-Biergeschäft ist besonders stark konsolidiert. So empfahl das US-Finanzministerium, das Justizministerium solle untersuchen, wie sich Übernahmen von Craft-Bieren durch große Brauereien auf die Preise und die Innovation auf dem amerikanischen Biermarkt ausgewirkt haben.Zugegeben: Die Brauereien sind nicht immer in einer so starken Position wie im ersten Quartal. Das europäische Gaststättengewerbe erwachte zu neuem Leben, als die Pandemie zurückging und die Menschen in die Bars und Restaurants zurückkehrten. Die Bereitschaft der Verbraucher, für Getränke, die außerhalb des Hauses konsumiert werden, mehr zu bezahlen, kommt allen Alkoholunternehmen zugute, insbesondere jenen wie Heineken, die in den Nachtlokalen stark vertreten sind. Da die Brauereien hohe Fixkosten haben, müssen sie ihre Preise erhöhen, um ihre Gewinnspannen vor der Inflation der Inputkosten zu schützen. Bislang muten die Zeichen positiv an. Bier mag bei Investoren weniger in Mode sein als Cocktails, aber Preiserhöhungen scheinen die Kunden nicht zu verschrecken.MBI/DJN/ssc/10.5.2022

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