CO2-arme Stahlherstellung möglich – aber immens teuer

Die aktuelle Klimadebatte spielte auch auf dem MBI Stahl Tag 2019 eine wichtige Rolle. Machbar wäre bei der CO2-armen Stahlherstellung vieles, allerdings nur, wenn auch die Abnehmer bereit sind, mehr Geld zu bezahlen, erklärte Sebastian Bross, Geschäftsführer der Salzgitter Flachstahl GmbH. Aktuell verfolgt der Flachstahlproduzent eine stufenweise Umstellung auf eine Wasserstoff-basierte Stahlerzeugung über die Direktreduktion/Elektrolichtbogenofen-Route. Vor einer Vervollständigung des Vorhabens bis etwa 2050 stünden aber hohe Kosten. Bross sprach von einer „Investitionssumme von 1 Milliarde Euro und mehr“. In der derzeitigen Pilotphase der Ausbaustufe I sei aber bereits eine potenzielle CO2-Minderung von minus 26 Prozent realisierbar.


Dr. Sebastian Bross | Salzgitter Flachstahl GmbH | Stahl Tag 2019 Dr. Sebastian Bross | Salzgitter Flachstahl GmbH | Stahl Tag 2019 Dr. Sebastian Bross | Salzgitter Flachstahl GmbH | Stahl Tag 2019


Stahlpreise mit Luft nach unten, aber Stabilisierung 2020

Stahleinkäufer dürften an Donald Trump ihre Freude haben, denn er hat mit dem von ihm angezettelten Handelskrieg gegen China die Stahlpreise unter Druck gesetzt: Die Flachstahlpreise gingen in diesem Jahr trotz zwischenzeitlich massiv gestiegener Vormaterialkosten nach unten. Dies liege auch an der Reaktion Chinas, denn Peking unterstütze die Wirtschaft mit Stabilisierungspaketen, was sich auch im nächsten Jahr fortsetzen dürfte. Die Stahlproduktion in China sei 2019 kräftig gestiegen und dürfte auch im nächsten Jahr stabil bis leicht höher liegen. "Dies spricht auch für eine robuste Nachfrage bei Eisenerz und Kokskohle, so dass für deutsche Stahlpreise von dieser Seite wenig Entlastung zu erwarten ist", sagte Peter Fertig, Senior Analyst bei MBI Martin Brückner Infosource. 



Peter Fertig | MBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co. KG | Stahl Tag 2019


Commerzbank-Experte Eugen Weinberg sieht drei Megatrends

Eugen Weinberg, Leiter des Bereichs Commodity Research bei der Commerzbank AG, sieht in den kommenden Jahren drei Megatrends Einfluss auf die Weltkonjunktur und damit auf die Geschäfte der exportorientierten deutschen Wirtschaft nehmen: Ein global zunehmender Protektionismus, der daraus resultierend schwächere Welthandel und ein daher abgeschwächtes Weltwirtschaftswachstum ebenso wie das zunehmend wichtiger werdende Thema Umwelt. "Alle diese Themen werden Einfluss auf ihr Geschäft haben", prognostizierte er den Teilnehmern des Branchentreffs. Angesichts der derzeit schwierigen konjunkturellen Lage rechnet der Experte bei den Rohstoffpreisen für die nächsten Monate mit einer volatilen Seitwärtsbewegung.


Eugen Weinberg | Commerzbank AG | Stahl Tag 2019 Eugen Weinberg | Commerzbank AG | Stahl Tag 2019 Eugen Weinberg | Commerzbank AG | Stahl Tag 2019


Kaltwalzwerke: Mengenumlenkungen sind nicht zu erkennen

Die EU-Maßnahmen zum Schutz der europäischen Stahlindustrie vor Importen haben nach Einschätzung von Martin Kunkel ihr Ziel verfehlt: "Das hat bisher keine große Wirkung gehabt", erklärte der Geschäftsführer der Fachvereinigung Kaltwalzwerke auf dem MBI Stahl Tag. Nach Ansicht von Kunkel ist es zweifelhaft, ob dieser Umlenkungseffekt überhaupt existiert: "Mengenumlenkungen können wir nicht erkennen." Ein nennenswerter Importanstieg sei nur bei Langprodukten wie Träger oder Betonstahl zu verzeichnen. Außerdem werde das von der Brüsseler Kommission ins Feld geführte "EU-Interesse" einseitig im Sinne der Stahlproduzenten definiert: "Die Interessen der stahlverarbeitenden Betriebe und der Endverbraucher werden dagegen kaum berücksichtigt."


Martin Kunkel | Fachvereinigung Kaltwalzwerke e.V. | Stahl Tag 2019 Martin Kunkel | Fachvereinigung Kaltwalzwerke e.V. | Stahl Tag 2019 Martin Kunkel | Fachvereinigung Kaltwalzwerke e.V. | Stahl Tag 2019


Daimler-Konzern: Einkauf zielt immer mehr auf Nachhaltigkeit

Daimler legt beim Einkauf von Stahl und anderen Vormaterialien zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Das sagte Sabine Angermann, Bereichsleiterin Einkauf Mercedes-Benz, auf dem MBI Stahl Tag 2019. Bis zum Jahr 2039 will der Autobauer CO2-neutral werden, lautet die Vorgabe. Sie verwies darauf, dass die Hälfte aller CO2-Emissionen in der vorgelagerten Lieferkette entsteht. Daimler arbeite mit einer Umweltagentur zusammen, um bestimmen zu können, wie viel Kohlendioxid die Lieferanten in ihren Produkten freisetzen. Auf dieser Basis könnten dann mit den Zulieferern individuelle Vereinbarungen über CO2-Reduktionsziele getroffen werden. Mit Blick auf den Materialmix in Elektroautos sagte die Einkäuferin: "Stahl und Aluminium werden tendenziell etwas abnehmen, aber sie werden weiter gebraucht."


Sabine Angermann | Daimler AG | Stahl Tag 2019 Sabine Angermann | Daimler AG | Stahl Tag 2019 Sabine Angermann | Daimler AG | Stahl Tag 2019


Großbritanniens Abhängigkeit bei Stahl steigt weiter


Auch wenn es letztlich keinen ungeregelten Brexit geben sollte, eine Entwicklung zeichnet sich bereits heute ab: „Der rückläufige Trend der britischen Stahlausfuhren dürfte sich fortsetzen“, prognostizierte Heinz-Jürgen Büchner, Stahlexperte der IKB Deutsche Industriebank. Gegenüber der EU ist Großbritannien im Übrigen Nettoimporteur von Stahl. Die Abhängigkeit der britischen Wirtschaft von Stahleinfuhren ist laut Büchner zuletzt sogar noch gestiegen, insbesondere bei beschichteten Blechen für die Automobilindustrie oder bei Rohren.


Dr. Heinz-Jürgen Büchner | IKB Deutsche Industriebank AG | Stahl Tag 2019


Türkische Stahlexporte in USA um 77 Prozent eingebrochen


Die türkischen Stahlexporte in die USA sind in diesem Jahr um satte 77 Prozent zurückgegangen. Lieferte das Land im Jahr 2016 noch 2,2 Millionen Tonnen Stahl in die Vereinigten Staaten, so waren es in diesem Jahr bislang lediglich 200.000 Tonnen "Damit gehört die Türkei zu den größten Verlierern", betonte Sahap Ataman, Business Development Manager bei Steel Data und langjähriger Kenner der türkischen Stahlwirtschaft, auf dem MBI Stahl Tag in Frankfurt. 



Sahap Ataman | SteelData | Stahl Tag 2019


Elektromobilität stellt Schrotthandel vor Herausforderungen

Veränderte Schrottqualitäten bereiten der Recyclingbranche bei der Aufbereitung zunehmend Probleme. So stelle zum Beispiel der zukünftig wachsende Anteil an Lithium-Ionen-Akkus durch die Elektromobilität die Schrotthändler vor größere Herausforderungen, sagte Jens Fischer, Geschäftsführer der Alba Ferrous Trading GmbH. Grundsätzlich werde das Recycling wesentlich komplexer und kostenintensiver. Generell sei die Anforderung an die Zusammensetzung des Schrotts sehr hoch, speziell die Grenzwerte für die Elemente Kupfer, Chrom, Nickel und Molybdän. "Wir geraten dort an unsere Grenzen", erklärte Fischer.



Jens Fischer | ALBA Ferrous Trading GmbH | Stahl Tag 2019 Jens Fischer | ALBA Ferrous Trading GmbH | Stahl Tag 2019 Jens Fischer | ALBA Ferrous Trading GmbH | Stahl Tag 2019


London Metal Exchange plant europäischen HRC-Kontrakt


Die beiden Anfang 2019 von der London Metal Exchange (LME) neu eingeführten HRC-Kontrakte (Hot Rolled Coil) für Nordamerika und FOB-China sind vom Markt bislang gut angenommen worden. Die Volatilität der Einkaufs- und Verkaufspreise am Stahlmarkt hat zuletzt stark zugenommen. Dies hat auch den Wunsch nach Absicherung steigen lassen. Die LME arbeitet derzeit auch an der Einführung eines europäischen HRC-Kontraktes. Ein möglicher Starttermin steht aber noch nicht fest.


Christian Mildner | The London Metal Exchange | Stahl Tag 2019


Digitalisierung: XOM will zum "Technologieanbieter" werden

"Die Zukunft der Stahlindustrie ist digital", ist Dietrich Böntgen überzeugt. Vor einigen Jahren sei er noch "wie ein Wanderprediger" unterwegs gewesen, um die Vorzüge der Digitalisierung anzupreisen, sagte der Leiter Vertrieb Metalle & Rohstoffe bei der XOM Materials GmbH auf der Fachkonferenz. Heute sei dies nicht mehr nötig. Digitale Lösungen ermöglichten dagegen schlanke Prozesse. Künftig sollen auch Dienste wie Kreditversicherungen, elektronischer Zahlungsverkehr und Logistik ins Portfolio aufgenommen werden.


Dietrich Böntgen | XOM Materials GmbH | Stahl Tag 2019


Mit „Big Data“ und 3D die Fabrik der Zukunft entwickeln


Wie könnte die Fabrik der Zukunft aussehen? Um Antworten auf diese komplexe Frage zu finden, setzt Voortman Steel Machinery vor allem auf den Einsatz von Daten. Um den Kunden besser beraten zu können, kann das Unternehmen einen digitalen Zwilling erstellen und 3D-Simulationen ermöglichen. Da es immer schwieriger wird, gerade in der Stahl- und Metallindustrie geeignete Fachkräfte zu finden, helfe die Automatisierung, ohne dabei letztlich den Faktor Mensch ganz zu ersetzen. Der Maschinenbediener von morgen kommuniziert mit den Maschinen, die ihm Aufgaben abnehmen und Abläufe optimieren.


Guido Heilen | Voortman Steel Machinery | Stahl Tag 2019


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